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Lehrermangel in Tuttlingen - Tuttlinger Kreisvorstand positionierte sich schon auf der LDK im November

Die aktuelle Berichterstattung zum Lehrermangel an Tuttlinger Grundschulen nehmen wir zum Anlass um hier die Rede unseres Vorstandsmitglieds Klaus Schmid-Droullier auf dem LDK im November 2016 zu diesem Thema hervorzuheben.

 

Liebe Freundinnen und Freunde,

Die Bildung ist ein Schlüsselthema unserer grünen Politik, aber sie wird doch stark überlagert durch eine scheinbar alternativlose Sparpolitik. In Deutschland werden nur 4,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den Bereich Bildung investiert, deutlich weniger als in vielen anderen Ländern, im OECD-Schnitt sind es 4,8 Prozent. Am Bundesparteitag in Münster wurde beim Leitantrag zum Thema „Wir investieren in Gerechtigkeit“ beschlossen, dass ein Ziel grüner Politik ist, 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes in Bildung zu investieren. Davon sind wir noch weit entfernt.

In Politik und Medien stehen beim Bildungsthema bei uns in Baden-Württemberg vor allem die Diskussion um die Gemeinschaftsschule oder die Diskussion um G 8 oder G 9 im Vordergrund oder als weiteres, vor allem für die CDU geht es um die Realschulen. Für die Grundschule scheint es jedoch kaum eine Lobby zu geben, obwohl sie im Grunde genommen die wichtigste Schule ist. Sie bildet die Grundlage, das Fundament für alle anderen Schulen. Und wenn das Fundament wackelt, dann wackelt auch der Bau darüber. Und das Fundament wackelt bedenklich. An etlichen Grundschulen im ländlichen Raum konnten Lehrerstellen nicht besetzt werden, der Markt für Grundschullehrer scheint leergefegt.

Dazu kommt, dass die Lehrerkollegien an den Grundschulen zu 80 bis 100 Prozent weiblich sind, an manchen Grundschulen ist nur noch der Hausmeister ein Mann. Es sind vor allem junge Lehrerinnen, die nicht nur gerne Kinder unterrichten, sondern auch gerne eigene Kinder haben wollen, d.h. wenn Lehrerinnen in Mutterschutz und Erziehungsurlaub gehen, dann gibt es zum Teil viele Ausfälle und damit weitere Probleme.

Wenn es heißt, dass bei uns in Baden-Württemberg die Lehrerversorgung gut sei, weil das Lehrer-Schüler-Verhältnis im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern besser ist, dann ist dies nur ein Zerrbild der Wirklichkeit. Es braucht eine genaue Analyse der Probleme vor allem in den Grundschulen. Es scheint mir auch völlig unverständlich, warum Grundschullehrerinnen und Lehrer schlechter bezahlt werden und eine kürzere Ausbildungszeit haben als ihre Kolleginnen und Kollegen an anderen Schulen. Die Grundschule ist die Kinderstube der Demokratie, vor allem dort entscheidet sich das soziale Lernen, dort können wir den Hebel ansetzen für unseren Anspruch, dass die Bildungschancen immer weniger von der sozialen Herkunft abhängen sollen.

Wenn wir es bei den Themen Integration und Inklusion wirklich ernst meinen, dann muss vor allem die Grundschule gestärkt werden. Es braucht deutlich mehr Förderstunden und qualitative Verbesserungen im Ganztagesbereich, d.h. auch mehr qualifiziertes Personal und eine ausreichende Lehrerreserve, wenn es Ausfälle gibt wegen Mutterschutz und Krankheit.

Eines sollte uns klar sein: Mängel im Bildungsbereich schwächen den sozialen Zusammenhalt und stärken die AFD. Hier gilt es deutlich gegenzusteuern. Wir dürfen das Thema Bildung nicht der CDU überlassen, sondern müssen mutig für unsere grünen Bildungsziele kämpfen.

- Klaus Schmid-Droullier, Redebetrag zur allgemeinen politischen Debatte bei der LDK in Schwäbisch-Gmünd

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